BELOW: a fine account by the line producer of Handke's LEFT HANDED WOMAN. As his once translator I corroborate our man's dislike of having anyone stay in his abode for more than a few minutes. In this instance the author, the left-handed person's, abode was the mirror that was being filmed, as were the surroundings. So the readers of "No-Man's-Bay" can actually see, on film, the way station, in the late 70s that led to Chaville about 15 years later. The house and its surround is also beautifully descibed in 'No=Man's-Bay.'
aus momente des lernens, Hrg. Reinhard Hauff, 1996, anlaesslich 30 Jahre Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin Renée Gundelach: Geld ausgeben ist eine Kunst (1996)
Seit fast dreissig Jahren arbeite ich mit grosser Freude auf filmwirtschaftlichem Gebiet, insbesondere in der Filmproduktion, als freiberufliche Produzentin, Herstellungsleiterin und filmoekonomische Beraterin. Ich versuche, den Filmemachern, fuer die ich arbeite, eine gute Partnerin zu sein, mich jeweils auf sie und den Filmstoff einzustellen und ihre Rechte zu vertreten. Das Besondere meiner Taetigkeit ist, dass ich ihnen ihre Rechte am Filmwerk nicht wegnehme, sondern sie vollstaendig bei ihnen belasse; denn ich will fuer jeden Filmemacher das fuer ihn Beste erreichen. Als ich anfing, dachte ich, dass jeder mich dafuer lieben und mir dankbar sein muesse, wenn ich mich so sehr mit dem Filmprojekt identifiziere, mich so fuer den Film einsetze und meinen Teil der Arbeit erfolgreich ausfuehre. Und dass sich diese Dankbarkeit auch ausdruecken wuerde in einer Wertschaetzung und Anerkennung meines Engagements. Die Realitaet war eine andere. Der Filmemacher identifizierte mich eher mit dem Negativen, das er jeweils mit der Arbeit, die ich ausfuehrte, verband: also Steuern, Geld, Richtlinien, d.h. administrative Abrechnung, Begrenzung, Auflagen usw. Durch einen Konflikt lernte ich die verschiedenen Erwartungen zu unterscheiden: Als die Linkshaendige Frau 1977 bei Paris gedreht wurde, musste ich fast alleine den gesamten organisatorischen, wirtschaftlichen, finanziellen und juristischen Teil abdecken, weil Peter Handke moeglichst wenig Fremde in seinem Haus um sich haben wollte. Ich war also Produzentin, Aufnahmeleiterin, Kassiererin, Produktionsleiterin und Herstellungsleiterin zugleich. Und als der Film abgedreht war und wir zu einem gemeinsamen Abschlussessen mit Stab und Darstellern im Lokal sassen, ergoss sich die Aggression des Regisseurs ueber mich. Er warf mir vor, ihm seinen Film, sein Kind wegzunehmen. Und ich, stolz auf meine Leistung, hatte ein Dankeschoen erwartet. Der sensible Kuenstler und die harte Produzentin: Wir hatten so unterschiedliche Ausgangspunkte und hatten trotzdem erfolgreich an einem gemeinsamen Film gearbeitet. Und dann so ein Konflikt, unvergessen, aber wirksam. Ja, habt Ihr nicht bemerkt, dass eigentlich nur Platz ist fuer den, der selbst den Platz mitbringt - diese Worte von Vlado Kristl sind das Schlusszitat der Linkshaendigen Frau und wurden zu meinem Leitmotiv. Seit dieser Auseinandersetzung denke ich viel darueber nach, wie mit solchen Gegensaetzen umzugehen ist: Kunst und Geld, Erfolg und Budget, mit Geld als psychischer Barriere, Angst der Autorenfilmer vor Steuern und rechtlichen Zwaengen, Ablehnung von professionellem Management, und wie ich mich hierauf einstellen kann. Was ist denn ein Filmprojekt? Ein Produkt der Phantasie, ein immaterielles Gut, das auf seine materielle Verwirklichung wartet. Ich schaffe mit die Bedingungen, dieses Phantasieprodukt in Materie umzusetzen: Ich arbeite als UEbersetzerin, als Bindeglied zwischen vorhandener kuenstlerischer Vorstellung und finanziellen Ressourcen. Es braucht die OEkonomie, diese Phantasievorstellungen realisieren zu koennen. Dazu gehoeren z.B. ein Budget und eine Finanzierung - und dies nicht als Rechenaufgabe. Mein Schwerpunkt liegt zwar auf oekonomischem Gebiet, mein Erfolg jedoch begruendet sich auf meiner kreativen Phantasie, die fuer Organisation, Vertragsverhandlungen und Finanzierung unabdingbar ist und mir die Freude an der Arbeit erhaelt. Ich sehe in der OEkonomie eher einen Rahmen, der Widerstaende setzt und mich produktiv werden laesst, eben kreativ auf meinem Gebiet. Die Erarbeitung einer passenden Kalkulation und der dazu gehoerenden Finanzierung fuer das jeweilige Filmprojekt braucht eine bestimmte Art der Phantasie. In mir entstehen bei einer derartigen UEbersetzung euphorische Gefuehle. Hier bringe ich meine Erfahrungen aus ueber hundert von mir betreuten Filmen ein. Dieser Bereich ist mein kreativer Bereich, und fuer mich ist Geld ausgeben eine Kunst.
aus momente des lernens, Hrg. Reinhard Hauff, 1996, anlaesslich 30 Jahre Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Christoph Schlingensief bei den Dreharbeiten zu Die 120 Tage von Bottrop - Der letzte neue deutsche Film im Jahre 1996
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